Der Weg, den Produkte bis zu ihren Verbrauchern zurücklegen, bleibt der Öffentlichkeit meist verborgen. Dabei sorgen gerade die Prozesse im Hintergrund für Qualität, Sicherheit und Transparenz in der globalen Nahrungsmittelversorgung, wie das Beispiel der weltweit beliebten Orange zeigt.
Wenn über Evaldo da Costa Mellos Farm die Sonne aufgeht, werden die Schätze sichtbar, die der brasilianische Landwirt hütet: Chinesische Honigorangen, Indische Süßlimonen, Süße Orangen, Saure Orangen und sogar Papaya wachsen auf den Feldern bei Paranapuã, einer kleinen Stadt in der Region São. Alle Früchte sind über Nacht gereift und warten jetzt auf die Ernte. Ein normaler Arbeitstag auf der Farm dauert von sieben Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags. In dieser Zeit pflücken die Arbeiter – mit geschultem Blick für Qualität – das Obst von den duftenden Feldern. Sie sind dauerhaft hier angestellt, denn Arbeit gibt es für sie genug: Jede Saison werden auf da Costa Mellos Farm 20 Millionen Kilogramm der bunten Früchte geerntet, zwischengelagert, verpackt und versendet.
Solche Erntemengen sind nichts Ungewöhnliches für eine Farm aus dem Hauptanbaugebiet von Orangen in Brasilien, dem sogenannten „Citrus Belt“, der die Region São Paulo einschließt. Brasilien ist der weltgrößte Produzent von Orangen: Etwa ein Drittel der Früchte und die Hälfte des gesamten Orangensafts stammen von hier. 80 Prozent der Orangen kommen aus der „Citrus Belt“-Region. Um diesen Marktanteil zu halten und gleichzeitig die hohe Qualität zu wahren, müssen die Farmen eine Reihe von Maßnahmen ergreifen.
Evaldo da Costa Mello, Zitrusfarmer in Paranapuã, einer kleinen Stadt in der Region São Paulo in Brasilien
Quelle: U.S. Büro für landwirtschaftliche Angelegenheiten (Foreign Agricultural Service/USDA), Juli 2016
Zitrusfarmer sichern konstante Qualität
Die Arbeiter auf da Costa Mellos Farm bringen die frisch geernteten Früchte zur Verpackungsstation. Dort sortiert man die beschädigten Fürchte aus. Die montags geernteten Früchte werden spätestens mittwochs verarbeitet.
Qualitätscheck auf da Costa de Mellos Zitrusfarm: Mitarbeiter bereiten das unbeschädigte Obst zum Transport vor, um es gut geschützt und zeitnah ausliefern zu können.
Dann sind die unbeschädigten Früchte aber bereits verpackt, um sie sicher zu verschicken. Die Zeit zwischen Ernte und Ankunft der Früchte auf der CEAGE-SP, Südamerikas größtem Frucht- und Pflanzenmarkt, beträgt lediglich fünf Tage – inklusive Transportzeit. Dabei liegt die höchste Priorität auf der Qualitätssicherung der Früchte, erklärt da Costa Mello: „Nach der Ernte werden die Früchte in die Verpackungsstation gebracht, gewaschen und getrocknet. Für Glanz, Haltbarkeit und Schutz vor Pilzbefall wird Carnauba, ein spezielles Palmwachs, aufgetragen“ Die beschädigten Früchte sortieren die Mitarbeiter aus, schicken sie weiter – lassen daraus Saft pressen.
Millionen Tonnen Orangen pro Jahr werden weltweit geerntet. Nahezu die Hälfte davon wird zu Orangensaft weiterverarbeitet.Quelle: FAO
Für die Leitung seines Betriebs setzt da Costa Mello auf professionelle Unterstützung: “Wir arbeiten mit einem Berater zusammen und lassen unsere Produktion von einem Team, einem Agrarwissenschaftler und mehreren Technikern, überwachen.“ Für einen Zitrusfarmer wie da Costa Mello hat das sensible Zusammenspiel aus Preis und Qualität höchste Priorität. Und während des Transports der Früchte von den Feldern zum Markt treten oft Hindernisse auf, die er bewältigen muss.
Der Export: Sicher und ökonomisch
500 Kilometer südöstlich von Paranapuã liegt die Alfacitrus Farm, die zugleich Exportfirma ist. Für ihren Besitzer, den 59-jährigen Pedro Luiz Favero hat die Sicherheit seiner erzeugten Nahrungsmittel oberste Priorität – ebenso wie die Sicherheit seiner Mitarbeiter. Um die notwendigen Hygienebedingungen stets zu gewährleisten, wird die Ausrüstung der Arbeiter laufend inspiziert. Die geernteten Früchte werden desinfiziert und nach Herkunft sortiert. „So verhindern wir, dass bakteriell kontaminiertes Material verladen wird“, erklärt Favero.
Orangenexport: Sicher und ökonomisch
Experte für Zitrusfrüchte: Pedro Luiz Favero gehört Alfacitrus, ein Agrar-Unternehmen, das produziert und exportiert. Das Unternehmen liegt in Paranapuã, einer Gemeinde im brasilianischen Bundesstaat São Paulo. Die Sicherheit seiner Lebensmittel hat für Favero höchste Priorität.
Qualitätscheck: Alfacitrus-Mitarbeiter schauen sich die Orangen von allen Seiten genau an, um maximale Qualität zu gewährleisten.
Bereit zur Abfahrt: Verpackt und beladen, machen sich Alfacitrus Orangen auf den Weg zu ihren brasilianischen Zielorten. “Sobald die Verarbeitungs- und Verpackungsprozesse abgeschlossen sind, schickt man die Früchte an ihren Zielort. Dort kommen sie, je nach Entfernung, vier bis 15 Stunden später an,“ erklärt Favero.
Wie Evaldo da Costa Mello, lässt auch Favero seine Früchte nach der Ernte zur Begutachtung wenige Tage zwischenlagern, bevor Arbeiter sie in Kisten verstauen, palettieren und schließlich verpacken. „Dieser Schritt ist notwendig um die Früchte frisch zu halten und Qualitätsverluste zu vermeiden“, fügt Favero hinzu. „In einem Jahr verarbeiten wir um die 1,5 Millionen Kisten mit einem Gewicht von jeweils 40 Kilogramm. 95 Prozent der Früchte, die wir vermarkten, stammen von unseren eigenen Farmen.“
Im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit mehreren Großhändlern, darunter Walmart und Carrefour, behält Favero die Sicherheit seiner Lebensmittel stets im Blick. „Wir verpflichten uns dazu, Produkte zu liefern, die den Sicherheitsstandards für Lebensmittel genügen. Chemische Analysen von führenden Instituten und regelmäßige Überprüfungen unseres Betriebes tragen dazu bei, dass wir die Anforderungen jederzeit erfüllen.“
Um dieses Maß an Sicherheit zu gewährleisten, ist der gesamte Prozess exakt getaktet. In weniger als 24 Stunden werden die geernteten Früchte zur Verpackungsstation transportiert, erklärt Favero. „Sobald die Verarbeitungs- und Verpackungsprozesse abgeschlossen sind, schickt man die Früchte an ihren Zielort. Dort kommen sie, je nach Entfernung, vier bis 15 Stunden später an.“ Für Unternehmen wie Alfacitrus, die sowohl anbauen als auch exportieren, sind exakte Zeitabläufe enorm wichtig, um Vertriebspartner und Konsumenten mit hochwertigen Früchten beliefern zu können.
Der Food Logistik Manager
Einen Ozean und fast 10.000 Kilometer von den brasilianischen Farmen entfernt liegt Bonn, Hauptsitz von DHL Freight, einem Unternehmensbereich der Deutsche Post DHL Group, dem weltweit führenden Unternehmen für Post und Logistik. Dort arbeitet Andreas Lenz als Geschäftsführer DHL FoodLogistics. Er steuert den Transport von Nahrungsmitteln in Europa und auf der ganzen Welt. Sein Team und er sind also immer dort, wo sie gerade gebraucht werden.
In einem Jahr verarbeiten wir um die 1,5 Millionen Kisten mit einem Gewicht von jeweils 40 Kilogramm. 95 Prozent der Früchte, die wir vermarkten, stammen von unseren eigenen Farmen.
Orangen auf Reisen
Orangen auf Reisen – Von der Plantage zum Supermarkt
1. Orangen-Plantagen
Von Chinesischen Honigorangen bis zu Indischen Süßlimonen: Weltweit bauen Landwirte Orangen in unterschiedlichen Farben und Sorten an.
2. Zitruspflanzen für Verbraucher: Weltweit ernteten Landwirte über 45 Millionen Tonnen Orangen in der Erntesaison 2015/2016.
3.Qualitätscheck: Spezialisten schauen sich die Orangen von allen Seiten genau an, um maximale Qualität zu gewährleisten.
4. Auf dem Weg: LKWs transportieren Orangen in großen Mengen zum Hafen.
5. Orangen auf Weltreise: Interkontinentale Transporte, wie Routen von Südamerika nach Europa, finden vorrangig per Seetransport statt. Große Containerschiffe...
6. ...befördern das gesunde Obst über den Ozean.
7. Fliegende Früchte: Auch Flugzeuge bringen die leckeren Orangen in alle Ecken der Welt.
8. In Reih und Glied: Mitarbeiter der Orangenfarmen sortieren die Früchte in Boxen ein und stapeln die Paletten.
9. Zitrusfrüchte in Bewegung: Nachdem die Orangen ihren Zielort erreicht haben, transportieren LKWs die Früchte zu lokalen Supermärkten.
10. Entscheidung an der Obsttheke: Wie wäre es mit einem gesunden Orangensnack?
Und die fünf Stunden Zeitunterschied zwischen Brasilien und Deutschland sind dabei von Vorteil. Denn während es in Brasilien noch Nacht ist, hält Lenz den Transport in Gang und sorgt dafür, dass Orangen und andere Lebensmittel so schnell wie möglich in die Regale der Supermärkte gelangen. Gleichzeitig arbeitet er daran, Transportkosten und Energie einzusparen: „Je besser wir planen, desto weniger Lebensmittel werden verschwendet. So leisten wir unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Versorgung.“
Lenz kennt die Welt der Nahrungsmittelproduzenten und deren Absatzmärkte sehr gut. Der Großteil der in Deutschland verzehrten Orangen wird in Spanien, der Türkei und in Ägypten angebaut. Dagegen liefert Brasilien als Hauptproduzent Orangensaftkonzentrat – kurz NFC genannt (non-frozen concentrate). Um sowohl Früchte als auch Konzentrat zu ihren Absatzmärkten auf der ganzen Welt zu bringen, ist vorrauschauendes Planen für Lenz und seine Mitarbeiter entscheidend.
Bereits sechs bis acht Wochen bevor die Produkte im Handel oder der weiterverarbeitenden Industrie eintreffen sollen, koordiniert Lenz gemeinsam mit Kunden, Transporteuren und Empfängern den Transport. Bei der Planung spielen der verfügbare Transportraum, die zu verschiffende Menge, sowie die Art des Produkts eine entscheidende Rolle. Im Fall von Orangen und Orangensaftkonzentrat müssen Lenz und sein Team weltweite Erntezeiten und saisonale Nachfrage einkalkulieren, um den Prozess optimal abzustimmen.
Je besser wir planen, desto weniger Lebensmittel werden verschwendet. So leisten wir unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Versorgung.
In Lenz Aufgabenbereich fallen auch die internationalen Bestimmungen zu Import und Export verderblicher Lebensmittel. Da die Gesetze von Land zu Land variieren, muss ein Logistikunternehmen genau wissen, wie sich die Transportdauer auf die Qualität der Lebensmittel auswirkt. Deshalb beobachten Lenz und sein Logistik-Team sehr genau, wo Verzögerungen oder Probleme während des Transportes auftauchen. „Jeder zusätzliche Tag, den das Produkt auf dem Transportweg verbringt, verkürzt die Zeit, die es im Regal angeboten werden kann.“
Ein fruchtiger Genuss: Orangen sind eine beliebte Wahl bei Kunden – weltweit!
Der Transport von Orangen bedarf dabei besonderer Überlegungen: „Anders als Bananen werden Orangen geerntet, wenn sie reif sind. Aber sie dürfen nicht überreif sein, weil sie dann den Transport nicht überstehen.“ Orangen, die man in Europa erntet, werden überwiegend per LKW weiter verteilt. Internationale Transporte, etwa zwischen Südamerika und Europa, sowie Asien und Europa, laufen dagegen vor allem über die Wasserwege, weil Schiffe im Vergleich zu Flugzeugen ökonomischer sind. „Eine sachgemäße Vorbereitung des Produkts ermöglicht, dass es den Seeweg übersteht“, erklärt Lenz.
Für Lenz und seine Mitarbeiter gleicht kein Tag dem anderen: Ihre Aufgaben fangen bei gemeinsamen Farmbesuchen mit Kunden an und reichen bis hin zur Planung der Transportprozesse, damit das Obst vom Feld seinen Markt sicher erreicht. DHL FoodLogistics managt also sowohl die einzelnen Schritte, als auch die gesamte Lieferkette. Die Öffentlichkeit nehme diese Vielfalt der Aufgaben allerdings nicht so stark wahr, so Lenz: „Viele Leute glauben, dass Logistik auf Knopfdruck funktioniert. Das Beispiel der Zitrusfrüchte zeigt aber, dass jeder Fall ein Einzelfall ist.“
Lenz ist stolz auf seine Rolle innerhalb der Logistikkette. „Wir achten bei jedem Schritt auf höchste Qualität zu bezahlbaren Preisen. Letztendlich sorgen wir dafür, dass Früchte wie Orangen überhaupt erhältlich sind und unterstützen unsere Kunden bei jedem Transportschritt.“
Bald geht Andreas Lenz‘ Arbeitstag zu Ende. Währenddessen bereiten sich in Brasilien die Farmer und Exporteure auf einen weiteren Tag des Pflückens, Sortierens und Verpackens vor. Ausgehend von Häfen und Flughäfen werden Orangen transportiert, während der Prozess ständig genauestens beaufsichtigt wird. Der weltweite Transport steht niemals still, damit hochwertige Orangen weiterhin zuverlässig ihren Weg in unsere Märkte finden.
Eine sachgemäße Vorbereitung des Produkts ermöglicht, dass es den Seeweg übersteht.
Aktuelle Bewertungen (42)